Vom 21.-29. August 2021 waren wir in Sehlis bei Taucha – östlich von Leipzig!
(schaut mal unter Camp 2012 – hier waren wir das erste Mal in Sehlis – …Infos auch unter: https://suedhaussehlis.noblogs.org/).
Wir halfen der „Werkstatt für nachhaltiges Leben und Arbeiten e.V.“ beim Projekt „Südhaus – Ort der Begegnung und Bildung“.
Im Rahmen einer LEADER-Förderung (europäischer Fond für ländliche Entwicklung – Zeitraum 2019-2022) war unser Camp ein Teil der Eigenleistungen. Wir setzten eine Bruchsteinmauer instand und verfugten diese mit Trass-Zement-Mörtel, auf viele Wände im Obergeschoss trugen wir – einen Unebenheiten ausgleichenden – Lehmputz auf, wir setzten Deckenbalken ein, dämmten Decken und Böden mit Hanf/Jute- bzw. Holzdämmwoll-Matten, dichteten viele Bereiche mit „DB+“-Dampfbremse ab und überklebten alle Löcher und Anschlüsse, mit Nut-und Feder-Rauh-Spund-Brettern verschalten wir Decken und Fußbodenbereiche, Tore und Türen wurden abgeschliffen und mit Leinölfirniss geölt und zu guter letzt hauten wir noch auf den Putz… Vielen Dank für die liebevolle Begleitung durch Michael, Steffi, Rese, Kilian und Konrad – auch das Bestaunen der geleisteten Arbeit mit alkoholfreien Sekt und Überreichung von Blümchen war wirklich eine herzliche Geste – 1.000 Dank!
Aufgrund der Herkunft von und guten Zusammenarbeit mit dem ÖJD/EYS wurde unser Camp im Frühjahr 2021 auf dessen Homepage mit erwähnt. Und prompt meldeten sich Anouck, Chloé, Hélène und Isaure „das Kleeblatt“ aus Angers/Westfrankreich für unsere WorkCampWoche an. Sie schreiben 2022 ihr Abibac (deutsch-französisches Abitur) und wollten neben dem „nützlich sein“, die Deutsch-Sprachen-Skills verbessern. Somit war unsere Gemeinschaft erstmals international aufgestellt – eine super Erfahrung für Alle! Um mehr Zeit füreinander zu haben, verlängerten wir das Camp von sieben auf neun Tage – auch um mit unseren Gästen Leipzig zu besuchen.
Nach anfänglichem Sonnenschein kann man von einer kalten und verregneten Camp-Woche sprechen. Es regnete so stark und viel, dass einige Zelte dem Wasser nicht stand hielten, man hatte kaum noch trockene Sachen oder Schuhe und als Highlight war der Boden in der Nacht zum Montag so aufgeweicht, dass die Abspann-Heringe locker wurden und die 8 Meter-Jurte zusammenbrach. Glücklicherweise gab es noch den Schlafboden in der Scheune als Ausweichquartier für nasse Unterkünfte… und die Kleiderkammer in Taucha für warme Sachen… Eine Erfahrung waren auf jeden Fall die Kompost-Toiletten und diverse Duschmöglichkeiten auf dem Gelände. Die roten Nacktschnecken fand man öfter auch im Zelt-Bereich oder im Schuh wieder, der Hahn fing kurz vor 5 Uhr neben unseren Zelten mit einer Dauerschleife zu Krähen an… unbekannte Insekten und Wespen stachen zu, Handverletzung durch Beil, eine Kopf-Wunde durch Sturz und Dämmwolle im Auge führten zum Arztbesuch – das Verbandbuch füllte sich. Aber: es überlebten alle Teilnehmenden!
Auf einer Landkarte pinnten wir unsere Herkunftsorte an, füllten einen Steckbrief zu uns aus, Geschicklichkeits- und Kooperationsspiele und natürlich „Jugger“ (vom Jugendpfarramt Leipzig) ließen uns Vertrauen ineinander aufbauen und die Lagerfeuerabende waren mit Gespräch und Diskussion gefüllt. Wir lernten neben dem „Wort des Tages“: andere Länder – andere Eiszapfen: z. B. ist in Deutschland der Schluckauf ein Zeichen dafür, dass jemand an einen denkt – in Frankreich ist er ein Anzeichen dafür, dass man wächst. Die französischen Zahlen sind interessant: zur 80 sagt man 4×20 und die 71 ist 60+11! Unsere vier Französinnen genossen es, deutsch zu hören und zu sprechen – die deutschen Teilis genossen es, die französische Sprache zu hören und sich in deutsch auszutauschen.
Am Sonntag nach der WorkCamp-Start-Andacht mit Jonathan an der Gitarre in der Katharinen-Kirche Sehlis und Kirchenführung mit Herrn Gallschütz (Stichwort Sturmkatastrophe 1912) stellte am Abend unser Projektpartner das Anliegen unserer Arbeitswoche vor. Wir hörten von den Anfängen der Kommune in Sehlis bis hin zur Ideen-Entwicklung zum Südhaus sowie einigen ortsgeschichtlichen Fakten. Am Montag nachmittag konnten wir dank der guten Spendensituation fürs Camp den Besuch des Stadtbades Taucha durch den Regen in die Sachsen-Therme in Leipzig-Paunsdorf eintauschen. Der Tauchaer Bürgermeister Tobias Meier, der Kirchenvorsteher Herr Böhme der Kirchgemeinde Machern-Püchau-Bennewitz und Olaf Barth von der LVZ besuchten uns. Mit den Fahrrädern fuhren wir am Mittwoch zum Eisessen satt ins bewährte Lilly Vanilly nach Waldsteinberg (insgesamt 315 Kugeln – Rekord 27 Kugeln Fridolin). Danach erwartete uns auf dem Hof die Tauchaer Kirchenband und der Gospelchor mit einem kleinen Konzert – Danke! Am Donnerstag konnten wir fast ohne Regen mit drei großen Schlauchbooten von Wassersport Sachsen von Canitz bis zur Hauptbrücke in Eilenburg paddeln – aufgrund der angespannten Wassersituation auf der Mulde wurde uns von den Kanadiern abgeraten. Freitag hatten wir das Glück, dass die Theaterfrauen des Nachbarhofes mit Kindern den „Zauberer von Oz“ von Lyman Frank Baum in der Kirche aufführten. Samstag nach dem späten Frühstück fuhren wir mit der S-Bahn ab Borsdorf in die Leipziger Innenstadt zur Stadtführung mit Gästeführerin Susann Berndt von LeipzigDetails, die fließend französisch sprach und damit alle Unklarheiten beseitigen konnte. Zum Shoppen blieben unserere französischen Mädels etwas länger in Leipzig – am Abend stieg unser Abschlussfest mit Sketchen, Feuer-Show, WorkCamp-Gefühlen (Gegenstände mit Händen erraten), Zeitungs-Tanzen mit Disco, Verstecken, das Lied „Göttingen“ von Barbara wurde samt Geschichte in deutsch-französisch vorgetragen. Gegen 5:30 Uhr gingen die letzten zu Bett. Sonntag noch schnell Corona-Test in der Parthe-Apotheke Taucha für die Rückreise nach Frankreich – Reise-Segen mit dem Irischen Segenslied und Verabschiedung Richtung Frankreich auf dem Hauptbahnhof Leipzig. Der Camp-Abbau war schneller zu Ende als erwartet, da wir durch die Nässe z. B. die Jurten nicht abbauen konnten. Somit wurden die meisten schon 13 Uhr abgeholt und freuten sich auf ein warmes Bett, normale Toilette und Dusche – trockene Sachen…
Insgesamt ein herrliches Camp – mit vielen lieben und herrlichen – auch neuen Teilnehmenden. Wir haben viel geschafft und hatten intensive Stunden miteinander – Danke an Alle. Vielen 1.000 Dank an alle SpenderInnen, die das Camp in der Form ermöglichten – rund 3.000 Euro hatten wir als Budget zur Verfügung – plus Sachspenden – den vielen leckeren Kuchen aus Sehlis, Taucha etc., den Leckereien der Bäckerei Keller Machern etc. Wir sind dem großen Wagenlenker dankbar, dass wir trotz der Pandemie-Lage das Camp so durchführen konnten – Test-Kits erhielten wir geschenkt für die Anfangs- und End-Testung aller Teilnehmer.
Den besten Eindruck vom Campstandort, den „Arbeits- und Lebensbedingungen“ im WorkCamp und von unseren Freizeitaktivitäten bekommst Du über die Fotogalerie: